«Mensch muss nicht immer alles neu erfinden.»

Sandro, 35 - Zivilschützer

Nach der Armee wollte ich meinen Horizont erweitern und hielt Ausschau nach einem Engagement in einer zivilen Rettungsorganisation.

Inzwischen war ich 26 Jahre jung und voller Elan auf einen Wechsel mit einer Arbeitsbeschäftigung, bei welcher ich am Morgen aufstehen, in den Spiegel schauen und sagen konnte, «dass, was ich hier mache, kommt der Bevölkerung nachhaltig zugute».

Mein Antrieb war es dabei nicht, den Menschen draussen zu zeigen, was ich draufhabe, sondern, was die Einsatzkräfte des Zivilschutzes draufhaben.

Zu welchen vielfältigen Leistungen sie kompetent und immer dann einsatzbereit sind, wenn es andere nicht mehr sind.

Als digitaler «Nerd» – wie wohl meine Frau immer sagt –, probiere ich immer wieder Dinge aus. Dabei kann man auch mal scheitern. Das ist okay!

Denn die Digitalisierung schafft nicht nur Probleme, sondern sie bietet vor allem vielseitige Lösungen. Aber manchmal muss mensch sich getrauen, etwas zu wagen, damit man Erfolg erzielt.

Dabei muss man nicht immer alles neu erfinden – so finde ich.

Mit meiner digitalen Affinität konnte ich meine Arbeitskolleg:innen und die Angehörigen des Zivilschutzes in meiner Organisation anstecken.

Im Umgang mit meinen Mitmenschen habe ich mir einmal fest geschworen, Werte zu vermitteln. Das ist mir wichtig. Denn keine:r macht weniger Fehler, nur weil er*sie angebrüllt oder ihm*ihr gedroht wird.

Meinen Mitarbeitenden höre ich zu, zeige ihnen Wertschätzung und gebe ihnen eine grosse Portion Mut mit auf den Weg. Denn die Angst ist es, welche uns im Weg steht, wenn wir Dinge, die uns bisher unbekannt waren, anpacken sollen.

So verstehe ich mich nicht als Vorgesetzter, sondern als Leader.

Wenn ich so zurückschaue, wollte ich schon immer mehr Einsatz leisten wie andere. Meine intrinsische Motivation war es, den Zivilschutz bekannter zu machen und als kompetente Einsatzorganisation der Bevölkerung stetig zur Verfügung zu stehen.

Was mich dabei immer wieder hart trifft, sind die Klischees, welche über den Zivilschutz verbreitet werden.

Der Zivilschutz wird in seiner Leistung und Vielfältigkeit enorm unterschätzt. Sowohl vor der COVID-19-Pandemie als auch danach. Natürlich gehört auch ein «Vermarkten» der wertvollen Arbeit dazu. Ganz nach der Weisheit: Tu Gutes und sprich darüber.

Und nein, im Zivilschutz sind nicht (nur) Armeeverweigerer:innen und Nussgipfelliebhaber:innen. Diese Klischees stören mich, da ich zum einen ebenfalls in der Armee mit Freude meinen Dienst geleistet habe und zum zweiten kein Fan von Nussgipfel bin.

Auch die Kluft zwischen den Partnerorganisationen ist teilweise erschreckend gross – wie ich finde. In meiner Organisation versuche ich das bestmöglich positiv vorzuleben, denn am Schluss stehen wir alle mit dem gleichen Ziel im Einsatz.