«Die Uhr tickte und der Druck war gross.»
Natalia, 37 - Zivilschützerin
Schon einmal bei minus 13° in der Nacht während 10 Stunden eine Trümmerrettung geübt?
Ja, war scheisskalt!
Eine unangekündigte Nachtübung stellte meine Abendplanung auf den Kopf.
Wenige Minuten nach dem unerwarteten Anruf auf mein Handy sass ich bereits in meinem Auto auf dem Weg der von ihm angegebenen Koordinaten. Am Telefon sagte er mir: „Natalia, dass musst du unbedingt miterleben!“.
Ich fuhr auf den Stierliberg. Ein Übungsgelände im Kanton Zürich welches im ersten Blick einem Trümmerfeld im Krieg ähnelte.
Verschiedene Einsatzfahrzeuge waren bereits vor Ort und mich quälte die Frage, was denn überhaupt das Szenario ist.
Der noch dunkle Schadenplatz und die herumschwirrenden Stirnlampen einiger Einsatzkräfte im Trümmerfeld gaben dem ganzen Ereignis einen sehr echten Charakter.
Die Kälte spürte ich nicht. Wenn du einen Einsatz oder eine Übung fokussiert bewältigst, hast du alles im Kopf ausser der Kälte oder Nässe, wenn es gar regnet.
Der Kommandant machte Druck, die Uhr tickte und einige Menschen galten noch als vermisst und möglicherweise verschüttet. So wurde auch ich damit beauftragt, kroch in einen Schacht um eine Person zu bergen.
Der Zivilschutz war mir bis zu diesem Einsatz beinahe fremd. Ich war zwar aktiv in der Feuerwehr und es ähnelten sich ein paar Geräte, der Auftrag und die Einsätze waren dennoch alles andere als gleich.
Nach ungefähr vier Stunden wurden wir durch die angerückte Verstärkung von Zivilschützer:innen abgelöst. Wir konnten uns aufwärmen und unseren Magen füllen.
Nun spüre ich aber die kalten Finger. Ich spüre beinahe meine Hände nicht mehr. Auch meine vom Kriechen verdreckte und nasse Knien waren Kalt und taub.
Dennoch, das Angebot mit dem Rollschinken und Kartoffelsalat raubte mir beinahe jeden Schmerz.
Es war nun das Gesellige was wir alle gemeinsam am Tisch pflegten. Herausforderungen wie diese schweissen enorm zusammen. Wir sind alle aufeinander angewiesen, denn nur als Team können wir einen Einsatz meistern.
Wir Zivilschützer:innen trainieren viel und das ist gut so. Denn nur wer trainiert, ist auch im Ernstfall gut gerüstet.