«Respektvoll miteinander umgehen, damit man eine Lösung finden kann.»

Christian Wasserfallen, - Nationalrat

Ja, ich habe auch schon nicht so angenehme Erfahrungen mit der regulierenden Macht des Gesetztes gemacht, weil ich auch schon gegen Vorschriften verstossen habe. Natürlich nicht so angenehm, wenn man dabei ertappt wird.
Und zwar war es vor vielen Jahren an einem Feierabend Anfang des Jahres. Ich komme von der Autobahn und möchte eigentlich nur nach Hause. Doch «STOPP – Fahrzeugkontrolle»! Da steht die Polizei in der Ausfahrt und winkt mich heraus.

Als erstes fragt mensch sich, ob mensch etwas Falsches gemacht hat. Ich war mir aber keiner Schuld bewusst. Doch dann heisst es freundlich, aber bestmmt: «Grüezi, ihnen fehlt da etwas.» Die Vignette war es, die da an meiner Windschutzscheibe fehlte und schnell wurde meine Unaufmerksamkeit zu einer teuren Angelegenheit. Vor der Weiterfahrt war eine «saftige» Busse zu bezahlen und eine aktuelle Vignette brauchte es auch noch. Seitdem habe ich sie sicher nie mehr vergessen. 😃

Manchmal hilft es halt auch, wenn es etwas weh getan hat, dass mensch es nicht mehr vergisst. Und sei es auch nur, dass mensch in seinem Stolz gekränkt war, weil mensch seinen eigenen Ansprüchen nicht vollumfänglich genügt hat – als anständige:r Schweizer:in.
Apropos Einsatzkräfte und Uniformen…

Als Motorfahrer Chemie durchlief ich selbst die Rekrut:innenschule und erinnere mich, dass das zivile Leben endete, sobald ich die Uniform anhatte. Ich hörte den Song «You’re in the army now», als ich diese Uniform zum ersten Mal anhatte und ich mich in einer ganz anderen Welt wiederfand. Die eigene Person steht dann nicht mehr im Zentrum, vielmehr geht es um die Aufgaben und Funktion, die mensch nun innehat und die spezielle Kleidung, die mensch trägt – in diesem Fall in olivgrün.

«Die Armee kommt.» So hiess es immer, wenn wir in dieser Montur unterwegs waren. Auch, wenn es nur zur Kaffeepause auf den Rastplatz ging. Die Menschen sehen dann nicht Frau Demirtaş, Herrn Müller oder Wasserfallen – sie sehen die Armee, die gerade die Tankstelle betritt. Mensch vertritt in dieser Uniform und in dieser Funktion immer die ganze Armee; mensch hat eine wichtige und respektable Aufgabe und so wird mensch wahrgenommen.
Sich nicht korrekt zu verhalten, kommt einfach nicht in Frage. Schliesslich umfasst das Tragen einer Armeeuniform auch eine Vorbildsfunktion gegenüber allen anderen.

Und keinesfalls kann mensch die Aufgaben der Einsatzkräfte mit einem «nine to five job» vergleichen. Schwer vorstellbar erscheinen den meisten Menschen vielleicht auch wirklich reale Szenen von äusserst gewaltbereiten Straftäter:innen und deren Festnahmen. Die Gefahr, die von solchen Situationen ganz alltäglich für Einsatzkräfte ausgeht, ist gewaltig. Wenn die eigene Gesundheit oder sogar das eigenen Leben bedroht wird – das bedeutet für alle enorme Herausforderung und stetige persönliche Belastung. Die Aufgaben der Einsatzkräfte erfordern immer absolute Präsenz. Da sind sehr unregelmässige Arbeitszeiten, maximal belastende Situationen, schlechtestes Wetter, dunkle Nacht und so weiter. Und dann hat mensch noch häufig mit Personen zu tun, die einem das Leben wirklich schwer machen können, mit denen mensch aber trotzdem immer professionell umgehen muss.

Auch das alltägliche Leid von Betroffen vor Ort und die sozialen Abgründe, mit denen mensch im Einsatz oft konfrontiert wird, scheinen manchmal fast unerträglich. Das sind alles Dinge, mit denen Einsatzkräfte täglich konfrontiert sind und mit denen jede:r dann als Mensch zu einem guten Stück selbst fertig werden muss. Das ist sehr herausfordernd und oft belastend für alle, egal welche Aufgaben mensch als Helfer:in bei Notfällen und Krisensituationen meistern muss.

Ich glaube, dass Menschen, die keinen wirklichen Bezug zum äusserst herausfordernden Arbeitsalltag von Einsatz- und Rettungskräften haben, die das noch nie gemacht haben, denen könnte diese Arbeit wie eine vollkommen andere Welt vorkommen.

Kommunikation, Professionalität und Geduld sind hier wichtige Werkzeuge. Das weiss ich aus eigener Erfahrung. Oft müssen ja innerhalb kürzester Zeit schwierigste Entscheidungen getroffen werden, die weitreichendste und langfristige Folgen haben für viele Menschen. Das muss mensch aushalten können und manch schwierigen und unsicheren Situation trotzdem innerlich standhalten.

Mein Lob und Dank an die gesamten Einsatz- und Rettungskräfte der Schweiz.
An alle, die täglich vollen Einsatz für die ganze Schweizer Bevölkerung zeigen und dabei täglich sogar ihr Leben riskieren. Für alle.
Chapeau!